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Pressemitteilung

Ein Regio100-Ticket als flexible, ökologische und preiswertere Ergänzung zum Deutschlandticket!

ÖDP Ostthüringen mit Vorschlag zum Thema ÖPNV

Die Ferien in Thüringen sind vergangen und für die Mehrheit der Kinder heißt es wieder, morgens früh aufstehen und ab in die Schule! Die Ferienzeit haben nicht wenige Kinder mit ihren Familien um den halben Globus verbracht. Viele Familien verreisen nur innerhalb des europäischen Kontinents oder noch regionaler innerhalb Deutschlands. Nicht zuletzt das vielbeworbene „Deutschlandticket“ macht dies für viele (aber nicht alle) Bevölkerungsschichten attraktiv. Während die Ampel sich selbst für ihre politische Entscheidung zum 49€-Ticket feiert, gibt es in Wahrheit mehr Verlierer als Gewinner des deutschlandweiten Subventionswahnsinns: gestresste Reisende in übervollen Regionalbahn-Zügen, Zugausfälle wegen technischer oder personeller Mängel, Schienenersatzverkehr wegen nicht enden wollenden Baustellen, und dazu nicht selten ein Fahrgasttypus, dem die Attribute „jung, ledig, sucht“ (über deutsche Bundesländergrenzen hinweg) zugeordnet werden könnte. Die Preise im ÖPNV-Tarifdschungel ohne 49€-Dauer-Abo steigen zudem ins Unermessliche, doch der Ausbau des regionalen ÖPNV-Netzes kommt dennoch nicht voran. Ist das ein Kalkül der Ampelregierung? Das vieldiskutierte und hochsubventionierte 49€-Ticket beruhigt für einige Zeit die Massen und soll über die Tatsache hinwegtäuschen, dass die Grünen im Wahlkampf recht schnell ihre hochgesteckten Ziele im Verkehrssektor zugunsten einer überambitionierten Politikerin mit feministischen Moralvorstellungen für Deutschland und die Welt aufgegeben haben. Was folgte, ist aus ökologischer Sicht eine einzige Katastrophe: Die Lobbyisten in der Automobilindustrie haben sich von den Grünen das Verkehrsministerium erkauft und es der FDP zugelost. „Verkehr“ und „FDP“ passt so gut zusammen wie „Braunkohle“ und „Naturschutz“- man muss kein Hellseher sein um zu erkennen, dass unser Land über die nächsten Jahre und Jahrzehnte mit dem FDP-Lobbyist Volker Wissing im Verkehrsministerium beim Thema Natur- und Umweltschutz eine Rückwärtsrolle einlegt. Das durchaus gut angenommene deutschlandweite 49€-Ticket kann der nötigen Verkehrswende keinen neuen Impuls hinzufügen. Das Grundproblem ist und bleibt der massenhafte Aus- und Weiterbau der Verkehrsinfrastruktur für PKW und LKW in ländlichen Regionen und der damit einhergehende Flächenfraß in kleineren Kommunen und Gemeinden. In Ostthüringen ist die Dauerbelastung für Mensch und Umwelt gerade bei der (Rück)Verlagerung der Logistik von Schiene und Autobahn auf Nebenstraßen am Beispiel B2 sehr gut dokumentiert. Wo andere Landkreise ihre Gewerbe- und Industriegebiete direkt an A4 und A9 entwickeln, musste die Stadt an der Weißen Elster sich ausgerechnet ein neu zu entwickelndes Gewerbegebiet im Geraer „Nirgendwo“ nahe der thüringisch-sachsen-anhaltinischen Grenze aussuchen für einen XXL-Logistikriese. Generell gilt nach Kosten-Nutzen-Rechnung: das Gewerbe siedelt sich in unmittelbarer Nähe zu bestehender Infrastruktur an. In Gera wird seit vielen Jahren anders gerechnet: die Infrastruktur wird zum Konzernstandort gebracht – auch wenn es Jahre dafür braucht, viele Kosten verursacht, Nerven raubt und weiter Boden versiegelt. Zahlreiche Umgehungs- und Zufahrtsstraßen, die oftmals nur als temporäre Lösung für LKWs dienen sollten, werden nun nicht nur in Gera, sondern deutschlandweit mit Hilfe der lobbyanfälligen FDP mit Hochdruck ausgebaut. Sogar von vierspurigem Ausbau einzelner Bundesstraßen ist neuerdings die Rede, um global agierenden Konzernen wie Amazon logistisch entgegen zu kommen. Dem lokal und regional verankerten Unternehmen Bauerfeind, das mit seiner Standortwahl zwar zahlreiche schützenswerte Zauneidechsen bedrohte, dennoch in Fragen des Natur- und Umweltschutzes insgesamt weniger Schaden angerichtet hätte als Amazon es innerhalb der letzten 2 Jahre schon tat, konnte die Stadtverwaltung bisher keinen geeigneten Standort dieses zukunftsträchtigen Unternehmens anbieten.


Auch die rot-rot-grüne Landesregierung ist weit davon entfernt, in Ostthüringen ein flächendeckendes Netz für den ÖPNV zu fördern, wovon vor allem Familien auf den Dörfern an den Randgebieten größerer Städte profitieren würden. So ist es dann auch wenig verwunderlich, wenn Bewohner in ländlichen Gebieten das 49€-Ticket in dieser Form ablehnen und es damit wieder einmal erwiesen ist, dass die Ampelregierung und speziell die Bündnisgrünen vorrangig an ihr potentielles Wählerklientel in Großstädten gedacht haben müssen.
Um Familien finanziell zu entlasten, Kindern einen sicheren Schulweg zu ermöglichen, den lokalen Tourismus zu fördern, „Bahntourismus“ und „Städtehopping“  quer durch Deutschland zu minimieren, die regionale Schienen- und ÖPNV-Infrastruktur zu stärken und auszubauen, braucht es ein regional gültiges Familienticket. Flexibel und Fair. Doch wie sollte ein solches Ticket für Familien und Pendler nach Ansicht der ÖDP konzipiert sein?

1. Dieses Ticket ist nicht im Abo erhältlich sondern flexibel als Monatsfahrschein an jedem regionalen Automaten der DB und der Nahverkehrsbetriebe.
2. Dieses Ticket gilt nur für eine Person ab 18 Jahre mit bis zu 5 minderjährigen eigenen Kindern (0-14 Jahre)
3. Dieses Ticket ist übertragbar auf andere erwachsene Familienmitglieder (ab 18 Jahre), sofern sie mit mindestens 1 minderjährigen Kind reisen (0-14 Jahre)
4. Dieses Ticket gilt in einem Radius von 50km bzw. für Fahrten mit dem ÖPNV in der Region bis 100km.
5. Dieses Ticket kostet monatlich 19€ für Personen ab 18 Jahre und ist übertragbar.
6. Dieses Ticket kostet monatlich 9€ für Kinder zwischen 6 und 17 Jahre und ist nicht übertragbar, wenn sie ohne ihre Eltern den ÖPNV nutzen.

Die aktuelle Preisentwicklung im ÖPNV ist insgesamt dysfunktional und ärgerlich und verleitet immer mehr Fahrgäste zum schwarz fahren – Fahrscheinkontrollen gibt es immer weniger, bis selten, bis gar nicht. Es gab während der Ferienzeit beispielsweise in (übervollen) Zügen nach Leipzig, Dresden oder in den bayrisch-thüringischen Grenzraum überhaupt keine Fahrscheinkontrollen, obwohl auf diesen Strecken Zugbegleiterinnen regelmäßig mitfahren. Mit einem Abo wird generell auch am Personal gespart – hier ist vor allem die Deutsche Bahn Nutznießerin des neuen Fahrscheinmodells. Wir fordern daher für den ÖPNV in Kommunen mit mindestens 20.000 Einwohnern einen einheitlichen Tarif für ein regionales Ticket, welches bis zu 100km pro Fahrtrichtung und in einem Radius von 50km genutzt werden kann. Vor allem die ländliche Region profitiert perspektivisch von diesem Regio-Ticket, weil es kleinere Ortschaften mit einer ÖPNV-Anbindung stärkt. Zusätzlich werden Anreize geschaffen, den ÖPNV in der Fläche und der Taktung weiter auszubauen. Wer beispielsweise in der ~12.000-Einwohner-Stadt Pößneck wohnt, wählt die nächstgelegene mindestens 20.000 Einwohner zählende Stadt als Zentrum seines Regio-Tickets, das in diesem Fall Saalfeld mit einer Bevölkerung von ca. 29.000 Einwohnern ist. Mit einer Entfernung von ~17,5 km  (Luftlinie), kommen die Pößnecker mit einem Regio100-Ticket nicht nur in den Vorteil, für 19€ einen Monat lang zwischen Saalfeld und ihrer Heimatstadt zu pendeln, sondern darüber hinaus auch – so oft wie möglich oder nötig – bspw. nach Jena zu fahren (Luftlinie ~26 km). Mit dem Regio-Ticket alles kein Problem, schließlich beträgt die Luftlinienentfernung zwischen dem Ticket-„Zentrum“ Saalfeld und Jena lediglich ~ 36 km. Wer in Altenburg (~31.000 EW) im äußersten Osten Thüringens ein Regio100-Ticket erwirbt, kann damit nach Greiz (~41 km) aber auch länderübergreifend bspw. nach Leipzig (~39 km) und nach Zwickau (~30 km) reisen.


Das aktuelle Tarifsystem ist unfair und schlecht durchdacht. Wer bisher flexibel mit Bus und Bahn durch die mitteldeutsche Metropolregion reisen wollte, wählte nicht selten das Thüringenticket, das in allen drei mitteldeutschen Bundesländern gilt. Wer flexibel in einem Umkreis bis 100km bspw. länderübergreifend  in den fränkischen Raum und im südlichen Thüringen reisen will, der ist mit einem Thüringenticket schlecht beraten, weil es nicht im Bundesland Bayern gilt.
Die ÖDP ist eine Partei, die sich seit ihrer Gründung für die verschiedenen Regionen stark macht! Das Deutschlandticket zwingt seine Nutzer zu einem Abonnement, was wir als ÖDP Thüringen als vertane Chance sehen, kleinere und mittlere Orte infrastrukturell zu fördern. Noch immer sind zahlreiche ländliche Gemeinden von Schiene und ÖPNV abgeschnitten – dass viele Bewohner dieser Regionen daher auf ein 49€-Abo (pro Kopf!) verzichten, erklärt sich von selbst, schließlich müsste eine 4-köpfige Familie 196€ monatlich bezahlen, um regelmäßig mit dem PKW an Regionalbahnhaltestellen der DB zu gelangen, zum Arzt, die Schule oder die Arbeitsstelle.

Perspektivisch ließe sich Deutschland flächendeckend über 3 verschiedene Tarifsysteme erfahren:
A) Regio100-Ticket, wovon vor allem Familien, Schulkinder und Berufspendler profitieren würden (19€/9€)
B) Deutschlandticket, wovon alle profitieren, die relativ viel Zeit oder nur kleine (nichtschulpflichtige) oder gar keine Kinder haben (49€)
C) DeutschlandticketExpress, für alle, die ICEs lieben und schnell ans Ziel kommen wollen (149€)

Das chaotische föderale Tarifsystem würde dadurch entfallen und eine stressfreie Reisezeit mit der DB, den Regionalbahnunternehmen und dem ÖPNV noch mehr Kunden binden. Güterverkehr würde nach besserem Ausbau der Schieneninfrastruktur auch für Logistiker zunehmend attraktiver werden. Dadurch kann der LKW-Verkehr perspektivisch teilweise dauerhaft von der Straße auf die Schiene rückverlagert werden. Der Flächenfraß durch Bundesstraßenausbauten und Neubauten von Umgehungsstraßen würde endlich gestoppt und die Verkehrsfrequenz, Lärm und Abgase dementsprechend reduziert werden. Die Sicherheit für Schulkinder im Straßenverkehr und die Gesundheit der Anwohner kann dauerhaft erhöht, Berufspendler finanziell entlastet, die Resilienz von Familien im Alltag durch gemeinsame Ausflüge in die Umgebung gestärkt, und der nachhaltige Tourismus in den Regionen gestärkt werden.

Der Regio100-Tarif – einer für alle, alle für einen!

 

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