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Pressemitteilung

Tag des Baumes - Wer keine Bäume fällt, muss keine neuen pflanzen!

ÖDP Ostthüringen weist auf ein grundsätzliches Problem hin und fordert Mini-Wälder in der Stadt.

Ast

Foto: ÖDP Ostthüringen

Am 25. April 2025 wird vielerorts der alljährliche „Tag des Baumes“ mit Aktionen begangen. Auch die ÖDP hat bundesweite Aktionen geplant. Hauptsächlich engagieren sich Freiwillige in lokalen Vereinen bei der Pflanzung junger Bäume und Sträucher. Diese an und für sich sehr positiven Einsätze für unsere Umwelt und den lokalen Naturschutz werden konterkariert durch die beständig hohen Zahlen an offiziellen und inoffiziellen Baumfällungen.  Mit unterschiedlichsten Sachverhalten wird argumentiert, warum dieser oder jener Baum gefällt werden müsste. Auch in der ostthüringischen Stadt Gera gehören Baumfällungen schon seit langem zur oftmals unhinterfragten Routine. Die beiden Hauptargumente für Fällungen sind entweder ein (plötzlich) aufgetretener Pilzbefall am Baum, oder die Schaffung von Baufreiheit durch Baugenehmigungen für zumeist auswärtige Investoren. Die ÖDP Ostthüringen erinnert daher am „Tag des Baumes“ an die bestehende Baumschutzsatzung der Stadt Gera, die mit Umwelt- und Naturschutzverbänden sowie Verantwortlichen der Stadtverwaltung und Vertretern des Stadtrates bereits mehrfach diskutiert wurde. Noch immer hat die aktuelle Satzung keine nennenswerten Änderungen im Sinne des Umwelt- und Naturschutzes erfahren. Das ist nicht nur sehr bedauerlich sondern vor dem Hintergrund der enormen Herausforderungen beim Biodiversitäts- und Hitzeschutz höchst fahrlässig. Menschen und Tiere sind auf unterschiedliche Art und Weise auf die bestehende Vielfalt großer und alter Bäumen angewiesen; der ökologische Mehrwert in einer Kommune ergibt sich nicht aus der massenhaften Pflanzung kleiner Setzlinge an Stadträndern, sondern in erster Linie aus dem Schutz und Erhalt bestehender Gehölze im Stadtgebiet.

In Folge des erzwungenen technischen Hochwasserschutzes an der Weißen Elster, der als „Klimafolgeanpassung“ über EU-Gelder subventioniert wird, versuchen nun einzelne Stadträte und Ortsteilfunktionäre auf die Stadtverwaltung bzgl. einer geplanten „Aneignungsfläche“ im Geraer Ortsteil Untermhaus Einfluss zu nehmen. Davon abgesehen, dass die Unterhaltung dieser Fläche bezogen auf den finanziellen und personellen Aspekt völlig abwegig  ist, untergräbt sie auch die bestehende städtische Baumschutzsatzung. Dabei beklagt die ÖDP Ostthüringen nicht vordergründig den Verlust hunderter Obst- und kleinwüchsiger Laubgehölze in ehemaligen Schrebergärten, die perspektivisch wohnortnah in Funktion einer Streuobstwiese an den „Elstergärten“ kompensiert werden könnte. Es geht den ÖDP-Mitgliedern um die Tatsache, dass nach aktuellem Planungsstand gesunde ausgewachsene Bäume gefällt werden, die aufgrund einer unnötig geplanten Versiegelungsoffensive für einen zweiten überflüssigen Fahrradweg in Süd-Nord-Ausrichtung weichen müssten. Der Stammumfang beispielsweise einer Hainbuche am Elsterufer – Baum des Jahres 1996  – beträgt 160 Zentimeter und fällt daher unter die bestehende Baumschutzsatzung der Stadt Gera. Der Verlust des ökologischen Mehrwertes ist unermesslich: kein neu gepflanzter Baum in unmittelbarer Nähe wird jemals eine vergleichbare Ökosystemdienstleistung übernehmen können wie eine ca. 30-jährige gesunde Buche. Die Stadt Gera plant über die Köpfe der Anwohner hinweg in einem reinen Wohngebiet eine sogenannte „Naherholungsfläche“ mit diversen Freizeitangeboten. „Utopisch, vermessen und verantwortungslos“ bezeichnet die ÖDP dieses Vorhaben vor dem Hintergrund einer zunehmend verdreckten Innenstadt, stark vermüllten Ecken in bestimmten Stadtbezirken und unzureichenden sanitären Anlagen in der Nähe bestehender Einkaufs- und Veranstaltungsflächen. Die ÖDP ist sich daher sicher: ein asphaltierter, drei Meter breiter Fahrradweg soll ungehinderten Zugang zur geplanten „Eventfläche“ am Elsterufer bieten, ist darüber hinaus jedoch völlig sinnlos und kontraproduktiv.

Wir appellieren daher an die Stadt, die kleinen „Ruheinseln“ und großen Schattenspender für Menschen und Tiere zu erhalten, um das „Summen“, „Zwitschern“ und „Quaken“ als Quelle des Wohlbefindens der Anwohner zu gewährleisten! Einen ökologischen Mehrwert mit gesicherter Wohnqualität vor Ort können einzeln gepflanzte Alleebäume nicht gewährleisten, da insbesondere der Pflegeaufwand mit Blick auf Kosten und Personaleinsatz für die Kommune viel zu umfangreich wäre. Das gleiche gilt natürlich für die Illusion eines touristischen „Naherholungshotspot“ mit Freizeitangeboten an ebenjener Stelle, wo aktuell noch hunderte Singvögel, Insekten, Fledermäuse und Lurche im Kleingarten-Biotopverbund in paradiesischen Zuständen leben. Das alles soll einerseits wegen der Ausweitung des Flussprofils abgetragen und durch einen Mauerbau ersetzt werden, andererseits wird nach derzeitigem Stand die gesamte Tier- und Pflanzenwelt durch die touristische Entwicklung einer sogenannten Aneignungsfläche im gesamten ehemaligen Stadtteil „Cuba“ beseitigt. Die ÖDP Ostthüringen rebelliert! Weder möchten die Anwohner mehrheitlich einen Fahrradweg, noch ein Flussbade- und Freizeitareal vor der Haustür. Stattdessen fordern die ÖDP-Mitglieder einen Tiny-Forest nach der Miyawaki-Methode im Gebiet zwischen Schellingstraße und Eselsbrücke. Nachdem der Untermhäuser „Miniwald“ im Luboldt-Garten hinter der ehemaligen Biermann-Villa restlos zerstört wurde und dort nun zwei überdimensionierte Immobilien Profite für einen Münchner Investor abschütten sollen, bietet sich nur noch ein kleiner Uferstreifen und das Areal zwischen Mühlgraben und Leibnizstraße für einen Miniwald bzw. eine Streuobstwiese an. Gerne helfen Anwohner ehrenamtlich bei der Pflege, wobei der Pflegeaufwand insgesamt sehr gering ausfällt im Vergleich zu Einzelpflanzungen als „Kompensation“.

Neben dem neu zu erschaffenden Untermhäuser Miniwäldchen fordert die ÖDP die direkte Einbeziehung der Anwohnerschaft in die Planungen! Die Methode der kompakten Bepflanzung auf wenigen hundert Quadratmetern geht auf den japanischen Botaniker und Ökologen Akira Miyawaki zurück. Währen im Stadtmuseum die prämierten Entwürfe verschiedener Landschaftsarchitekten zur Neugestaltung des Zschochernplatzes der breiten Öffentlichkeit erst nach dem Juryentscheid zugänglich gemacht wurden, zeigt sich die ÖDP enttäuscht über die verpasste Chance eines „Mini-Zschochern-Wäldchens“ direkt im Stadtzentrum. Statt eines Jury-Gremiums wie beim Zschochernplatz-Entwurf fordern wir für die Entscheidung über eine Aneignungsfläche am Elsterufer einen anderen Weg. Die Ökodemokraten fordern die Stadt Gera auf die Belange der Anwohner zu berücksichtigen und alles zu unternehmen, damit der bestehende Elsterradweg als Fernradweg erhalten bleibt und weiterhin am westlichen Flussufer bis zur Franzosenbrücke entlangführt. Eine doppelte Streckenführung in gleiche Richtung auf der östlichen Uferseite des Flusses führt zu weiterer unnötiger Versiegelung und Raubbau an der Natur. Eine nutzlose Verdoppelung der Streckenführung bedeutet gleichzeitig unnötige Fällungen von großen Bäumen im Wohngebiet „Cuba“. Zudem erteilen die Geraer Ökodemokraten der Planung einer „Aneignungsfläche“ – in welcher Form auch immer – eine glasklare Absage!

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